Michael Vetter

Michael Vetter.0Michael Vetter Musiker, Maler, Schriftsteller und Komponist
(18.9.43 ~ 7.12.13)

The Times: „Wer meint, meditative Minimal-Musik, italienischer Belcanto, jazzender Konsonanten-Tanz und bizarr funkelnde Avantgarde-Vokalistik seinen unvereinbare Gegensätze, der wurde durch den Sänger-Komponisten Vetter wieder einmal gründlichst eines anderen belehrt. Seine abendfüllende Solo-Performance ist Stimm-Kunst total. Hier ist „Oratorium“ die Versöhnung des Menschen mit all dem, was er sich letztlich schuldig ist und nicht schuldig bleiben sollte. Wahrhaftig, ein lust-voller Gottesdienst!“

TAZ: „Die frechsten Schandmäuler versenkt er in Andacht, und dahergelaufene Abenddiebe lauschen fromm: Wo Michael Vetter den Mund auftut, herrscht sogleich der Friede einer sonderbaren Liturgie: Da hören wir wunderleichte Töne schweben, wie aufgeworfen von einer warmen Männerstimme tief unten; es klingt nach hellen Orgelpfeifen und schlängelt sich himmelhoch über dem Baß und kommt doch alles aus einer Kehle. Sein Sing und Sang strömt dahin und ist ein einziger langer Ton, den Vetter formt und formt: er sägt, muß man sagen, und schleift ihn mit tausenderlei Konsonanten und moduliert ihn mit Lippenschmeicheleien zu unerhörten Worten; und trägt ihn durch alle nur möglichen Skalen der Weltmusik bis hinein in solche von akrobatischster Chromatik, und all das überhöht, durchwirkt, durchzwitschert vom kontrapunktierenden Engelschor der Obertöne.
Woraus der kunstreiche Vetter unter grenzenlosem Körpereinsatz einen Sound von geradezu kinetischer Qualität schafft und ein wahres Tanztheater der Klänge mobilisiert.“

Nachruf lesen

Natascha Nikeprelevic: Ein Leben zwischen Andacht und Ekstase.

Ein Nachruf zum singenden Maler und malenden Komponisten Michael Vetter.

 

VITA: Michael Vetter

Als „enfant terrible“ erlangte Michael Vetter zunächst mit seinen bizarr-kühnen Blockflötenklängen in den 60er/70er Jahren internationale Brühmtheit.
Als improvisierender Interpret realisierte er die Uraufführungen eigener, sowie zahlreicher experimenteller Kammermusikwerke anderer Komponisten wie Andriessen, Baur, Becker, du Bois, Bussotti, Dimov, Eisma, Engelmann, Foss, Hashagen, Huber, Kagel, Ligeti, Schönbach, Stockhausen und Takemitsu.

Als Avandgarde Komponist, der zunehmend auch als Vokalist auftrat, machte er seit den 80er Jahren auf sich aufmerksam. Seine Kunst des mehrstimmigen Oberton-Gesangs ließ ihn zu einem Exponenten neuer meditativer Musik werden, dessen Anhänger er andererseits durch eine geradezu hemmungslose Lust am spontan- musikalischen Experiment irritierte. Vetter, dem Karlheinz Stockhausen seine kühnsten Entwürfe anvertraute und der andererseits ein passionierter Bach-Spieler war, ist stilistisch ein Musiker der Synthese, dem es geradezu existentiell darum ging, die gegensätzlichsten Pole musikalischen Erlebens miteinander in Auseinandersetzung zu bringen.

Als Künstler ging es ihm mit Hilfe der verschiedensten Medien künstlerischen Ausdrucks (Sprache, Malerei, Fotografie, Theater, Musik, Meditation) um die Realisierung dessen, was er „Transverbal“ nennt: Sprache ist Bewegung ist Musik. Eine besondere Rolle spielt hierbei die Stimme als dasjenige Organ, das in Zusammenarbeit mit dem Ohr Bewegung aufs Spontanste, Gegenstandsloseste, Konkreteste und zugleich Differenzierteste musikalisch auszulegen und zu reflektieren versteht.

Das DeutschlandRadio Berlin widmete viele Nachtstunden den mit seiner Duo-Partnerin Natascha Nikeprelevic realisierten experimentellen Hör-Stücken “DuO“, „Die Gesetzestafeln“, „Sprechende Inseln in singendem Meer“, “De Profundis“, “Okyo“, „Faust III“, „Soto voce“ und “An Baches Rand“.

1996 realisierte er die Uraufführung der integralen Fassung von SPIRAL für einen Solisten von K. Stockhausen. Im selben Jahr erschien im Stockhausen Verlag die Doppel CD des 2,5 stündigen Werkes. 1998 widmete Stockhausen ihm die Hauptrolle in seiner Oper MITTWOCH aus LICHT.

Seine Werke als Maler begriff Vetter selbst als „Schrift“Stücke. Der Dichter Helmut Heissenbüttel schrieb das Vorwort zu seinem zweibändigen grafischen Roman „Handbewegungen“, in welchem kein einziges Wort steht. Das Landesmuseum Münster stellte im Lichthof seinen „Cosmic Comic“ aus. Für sein seit den 80er Jahren bis zu seinem Tode wachsende, tausende von Seiten starke „Buch der Zeichen“ und dessen experimentelle Kalligrafie wurde ihm bereits 1982 der Kunstpreis des japanischen Außenministeriumsverliehen. In wandfüllenden Gemälden benutzte er das Spiel der Farben, um ein Miteinander unterschiedlicher instrumentaler Klangebenen zu versinnbildlichen.

Seine Bücher „Musik, „Die Psychologie der Seinserfahrung“ und „Pianissimo“ leiten auf poetische Weise dazu an, die Welt als „Lied“ zum Singen, als „Gedicht“ zur Sprache zu bringen. Als eine „Geschichte der Entdeckung der Gegenstandslosigkeit“ beschrieb er den 2008 entstandenen (noch unveröffentlichten), autobiografischen Roman „Lauf, was du kannst.“

Seine Laufbahn als Maler, Musiker und Schriftsteller begann Michael Vetter bereits in seiner Kindheit. Nebenher studierte er in den 6oern Theologie und Philosophie, ehe er dreizehn Jahre weitgehend als Zenmönch in Japan verbrachte. 1983 nach Europa zurückgekehrt, setzte er sich in Seminaren, Konzerten und Ausstellungen für seine Transverbal-Vision ein.

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Weitere Info zur Person:

Michael Vetter  Wikipedia

Nachruf Gudula Rosa über Michael Vetter: lesen

Natascha Nikeprelevic
für Michael Vetter
TRANSVERBAL http://www.natascha-nikeprelevic.de/vetter-transverbal/ 

 

  • Bitte kontaktieren Sie mich für alle Fragen zum Werk von Michael Vetter. Als Verwalterin des künstlerischen Nachlasses beantworte ich auch Fragen zum Vetter-Archiv und zum Urheberrecht bzgl. Werkpublikationen sowie zu Buch- und CD-Bestellungen.

 

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